Immer schon konnte ich sehr deutlich spüren, was meine Seele zum Singen brachte, was mein Herz tanzen ließ, was meine Freude und Inspiration nährte. Diese Dinge waren wertvolle Schätze für mich, die ich liebevoll hütete und von denen ich mich leiten ließ...
Die meisten meiner Lebensentscheidungen waren keine rationalen, keine, die auf Sicherheit und Berechenbarkeit bauten. Ich ließ mich schlußendlich meistens von meiner Freude und Begeisterung leiten...
Und doch geschah es langsam und schleichend, daß ich begonnen hatte immer weniger von dieser Leidenschaft in meinem Leben zu spüren und aus dem hell leuchtenden Feuer war nach und nach eine Sparflamme geworden.
Mein Energieniveau war niedriger als ich es von mir kannte, die Sinne waren müde und trüb, und es schlich sich immer mehr das Gefühl ein, daß etwas nicht stimmte... ,daß etwas fehlte.... Aber was genau war es? Wo war die unbändige Lebensfreude? Wo die spontanten Gebete der Dankbarkeit? Wo das Strahlen in den Augen? Wo das zeitlose Erleben des Momentes?
Was war nur geschehen? Das war nicht der Traum den ich träumen wollte.
Ohne es zu bemerken war ich in das Fahrwasser der Gewohnheiten, der Verantwortungen, der gewissenhaften Ernsthaftigkeiten, der vergangenen Entscheidungen geraten...
Ich war unaufmerksam geworden. Oder vielleicht wollte ich die innere Stimme nicht hören, die mich unbequemer Weise in eine andere Richtung rief als die in die ich mich bewegte.... Und nun fühlte es sich an, als würde ich im Schlamm stecken, es schien als könnte ich mich weder vor noch zurückbewegen und ich fragte mich, wie ich wohl in diese Lager geraten war.
Fällt Dir auch auf, wie schwer es ist die Richtung wieder zu ändern, wenn der Wagen erst einmal am Rollen ist?
Der persönlich gewählte Weg mag einmal richtig und wichtig gewesen sein. Und Durchhaltevermögen ist eine unerläßliche Eigenschaft, wenn man etwas Substanzielles erschaffen möchte.
Doch Lebendigkeit bedeutet in jedem Moment in Verbindung und Kommunikation zu bleiben mit unserer Leidenschaft, unserer Freude, unserer Begeisterung, mit dem was uns wirklich wichtig ist, und bereit zu sein die Richtung neu anzupassen um diesem Licht im Inneren bedingungslos zu folgen...
Oft verlangt es, daß wir Dinge aufgeben und hinter uns lassen, ohne zu wissen wo es uns hinführt. Das kann große Angst machen!
Letzten Winter durfte ich, wie so viele von uns, ganz genau prüfen, was mir wirklich wichtig ist, wie ich dieses kostbare Leben nutzen möchte. Die von außen auferlegten Einschränkungen aller Lebensbereiche, die soziale Isolation, die Abhängigkeit von städischen Versorgungssystemen, die gesellschaftlich eingeschlagene Richtung mit welcher ich notgedrungen mitschwamm, obwohl ich mich damit nicht identifizieren konnte... brachten das Faß für mich zum Überlaufen.
Oft braucht es diesen enormen Druck von außen, damit wir endlich in unsere Kraft kommen, uns endlich bewegen, unser Leben wieder voll und ganz für uns beanspruchen. Die Stimme im Inneren wurde unüberhörbar laut.... "Du hast die Wahl....entweder Du lebst so weiter, in gewohnter Sicherheit, und fügst Dich in ein System, welches Dir die Luft zum Atmen nimmt, oder Du wagst es voll lebendig zu sein, und Deinem kühnsten Traum zu folgen!
Und da war sie plötzlich wieder diese Vision, die das erste Mal im Dezember 2019 (3 Monate bevor weltweit alles aus den Angeln geworfen wurde) in Auroville/Indien in mir auftauchte. Ich erinnere mich genau an den Moment. Das goldene Licht der Abendsonne fiel durch die Blätter des Mangobaumes in mein Zimmer. Wir saßen gerade am Boden beim selbstgekochten Abendessen, als ich zu meinem engsten Vertrauen voll kindlichem Übermut sagte: "Ich träume von einem Sri Vidya Tempel auf einer mediterranen Insel." Ich sah dabei vor meinem inneren Auge einfach einen Platz in der Natur, unter freiem Himmel, hoch über dem Meer, ein kleines unscheinbares Zentrum für Puja, Gebet und Zeremonie, nichts Großartiges, einfach, bescheiden und naturverbunden... Es war eine köstliche Idee, die ich genoß, die mir aber viel zu fantastisch erschien um sie ernst zu nehmen...
Doch plötzlich war sie wieder da... Es muß ja nicht gleich ein Tempel sein! Aber ein Ort, der der Praxis mit Devi, der großen Göttin gewidmet ist. Diese Göttin, die nicht nur in Indien, sondern auch in Afrika, im Mittelmeerraum und in ganz Europa bis vor 5000 Jahren geliebt und geehrt wurde. Magna Mater! Das Universum als Urmutter...
Mehr denn je verlangt die Zeit nach der Rückkehr zu den weiblichen Qualitäten der Hingabefähigkeit, der Empfänglichkeit, der Integration, des Lebens mit den Zyklen der Natur...
Die Menschheit ist dabei einen Weg einzuschlagen, dessen Richtung und Konsequenz der Mehrheit nicht vollends bewußt zu sein scheint. Für mich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo es mir nicht mehr möglich ist mitzulaufen...
Und so begann ich nächtelang wie wild zu recherchieren wie eine Besessene....
Wo könnte sich der geeignete Ort befinden? Wo sollte ich anfangen zu suchen? In welchem Land? Auf welcher Insel? In welcher Gegend?
Ich war plötzlich wild entschlossen einen Platz zu finden, an dem diese Vision Wirklichkeit werden kann. Ein Platz der sich selbst danach sehnt erkannt zu werden, als heiliger Schoß der universellen Mutter. Ein Ort der nährt, willkommen heisst, Frieden schenkt, Freude und Schönheit.... Ein Flecken Erde der darauf wartet Erinnerungen an längst vergangene Zeiten freizugeben und lebendig werden zu lassen. Ein Platz, der die Möglichkeit bietet neue Wege zu gehen, auf neue alte Weise zu leben, mit Gleichgesinnten zu kooperieren und zu lernen, Freunde/innen und Gefährten/innen einzuladen um gemeinsam zu praktizieren.... mit den Elementen, der Sonne, dem Mond..... Gemeinsam das Neue lebendig werden zu lassen....und den düsteren kollektiven Traum abzuschütteln... eine Alternative zu bieten...
Und so kam es, daß ich die letzten 9 Wochen auf einer der griechischen ionischen Inseln verbrachte. Ich werde zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel verraten, den frisch gesetzte Samen brauchen den Schutz der Dunkelheit.... Doch was ich auf dieser Reise lernen durfte ist das Feuer meiner Begeisterung wie meinen wertvollsten Schatz zu hüten, zu nähren und am brennen zu halten! Erst recht in Zeiten wie diesen!
Ich habe gelernt, daß es ESSENTIELL für mich ist die Dinge zu tun, die meine Leidenschaft nähren.... zu tanzen, zu singen, Sonnenauf- und - untergänge zu sehen, den Wind zu spüren, in die Weite zu blicken, meinem Körper erlauben mit ganzer Sensitivität zu fühlen, über die 5 Sinne die Welt zu empfangen wie einen Geliebten, in sinnlichem Austausch mit dem Göttlichen zu sein, welches uns in jedem Moment berührt, umarmt, ruft, zu uns spricht...
Können wir es hören? Können wir es fühlen? Können wir es schmecken?
Sind wir bereit dem Geliebten zu folgen?
Unser engster Verbündeter dabei ist unser Körper! Haben wir jemals entdeckt was für ein feines Instrument er ist? Der Weg über den Körper hinaus führt DURCH den Körper!
Die tantrischen Lehren zeigen uns, wie wir die 5 Sinne nutzen um das Göttliche zu erfahren! Es ist ein Weg der Freude, der Ekstase!
Ma Anandamayi, die außergewöhnliche indische Mystikerin des 20. Jahrhunderts, deren Name übersetzt "die von Glückseligkeit Erfüllte" bedeutet, fiel in höchste göttliche Ekstase alleine beim Anblick der vom Wind gekräuselten Wasseroberfläche... oder bei den Klängen der spirituellen Lieder... sie wurde so eins mit der Musik, mit den Elementen, daß man meinen könnte, sie hätte sich vollständig darin aufgelöst....
Wie wach sind wir für die Empfindungen in unserem Körper?
Wie präsent sind wir mit unserem Atem? Wie verbunden sind wir mit der Lebenskraft an unserer Wurzel? Wie sehr erlauben wir uns Hingabe und Genuß? Wieviele Bewertungen überlagern die Kraft in unserem Becken, die unendlich kreative Energie, aus der das ganze Universum entsteht.... Wie sehr erlauben wir uns lebendig zu sein?
Wie oft entfliehen wir statt dessen in die Gedanken, in den Verstand? Statt zu fühlen formuliert der Geist Konzepte, Begründungen, schmiedet Pläne, bewertet Situationen, setzt Masken auf....
Die spirituelle Reise beginnt beim Körper.
Erinnerst Du Dich an die Freude, die Du als Kind beim Herumtollen erfahren hast?
Spürst Du den Rythmus der Musik? Spürst Du wie kraftvoll Du bist, wenn Du aus vollstem Halse lachst?
Was läßt Dich so richtig lebendig sein?
Wie viel Raum hat Deine Leidenschaft in Deinem Leben?
Was sind Deine kühnsten Träume?
Was für ein Leben erträumst Du für Dich, uns alle und die Erde?
Kommentare willkommen! <3
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