Heute möchte ich einfach etwas aus meinem Leben mit Euch teilen, was für mich bedeutungsvoll ist.
Odissi - dieser unbeschreiblich ästhetische, feinsinnige, kraftvolle indische klassische Tanz, den ich 2014 zu erlernen begonnen habe, ist in mein Leben zurückgekehrt.
Manche von Euch wissen, daß ich seit einer Erkankung an EBV und Borreliose vor 5 Jahren mit wiederkehrenden körperlichen Symptomen und chronischer Erschöpfung zu tun habe.
Da Odissi eine klassische Tanzform ist, die hohen körperlichen und mentalen Einsatz erfordert, hatte ich große Probleme mein Training aufrecht zu erhalten. Als dann auch noch die Lock-Downs kamen und die Möglichkeit nach Indien zu reisen und gemeinsam zu tanzen für so lange Zeit nicht mehr bestand, glaubte ich den Tanz verloren zu haben.
Doch letzten Winter, nach Wochen und Monaten, die ich alleine hauptsächlich mit Online-Arbeit hinter dem Bildschirm verbracht hatte, wurde die Sehnsucht nach dem kreativen Ausdruck und der Gemeinschaft mit den wunderbaren gleichgesinnten Frauen so überwältigend, daß ich ganz vorsichtig und langsam wieder mit dem Training begann, und mich trotz großer Bedenken, ob mein Körper genug Kraft und Ausdauer aufbringen können würde, für eine Odissi Retreat Woche auf Kreta anmeldete.
Vor wenigen Tagen bin ich nun von dieser Woche auf Kreta zurückgekehrt und mir fehlen die Worte um mein Glück und meine Dankbarkeit auszudrücken... dafür, daß ich die Erfahrung dieses atemberaubend schönen und gleichzeitig so anspruchsvollen Tanzes in diesem Leben wieder machen durfte.
Auch das Wiedersehen mit lieben alten Freundinnen, die ich zu Letzt vor Jahren in Indien gesehen hatte, war ein großes Geschenk.
Ich lernte wieder ein bißchen mehr über meinen Körper, und unsere Beziehung ist ein Stück weit inniger und vertrauensvoller geworden.
Es war erstaunlich für mich zu beobachten, wie kooperativ mein Körper doch ist, wenn ich mit ihm präsent bin und aufmerksam auf seine Signale höre.
Wann immer ich ein Gefühl der Erschöpfung oder Kraftlosigkeit verspürte, hielt ich sofort inne, schloss die Augen, und nahm mir den Raum an Ort und Stelle ruhig zu sein, mich auszuklinken, zu atmen, zu entspannen und liebevoll präsent zu sein mit mir. Denn ich habe im Laufe der letzten Jahre gelernt, daß ich es mir nicht mehr leisten kann mich über meine Grenzen hinaus zu pushen...
Es ist die Erkenntnis, daß für mich ein weiblicherer, weicherer, Raum gebender, genußvollerer Weg geeigneter ist, als der Weg sturer Disziplin. In gewisser Weise wurden wir alle gesellschaftlich dahingehend geprägt etwas zu leisten, erfolgreich zu sein, etwas vorweisen zu können, etwas darzustellen und besser zu sein als Andere, oder zumindest gut genug, um einem äußeren Urteil standhalten zu können.
Doch was ist mit der Freude an dem was wir tun? Es ist das Wasser-Element, welches wir in unser Leben einladen dürfen, welches uns Leichtigkeit, Genuß, Weichheit, Freude und Erfüllung bringt. Wenn auch Du die Tendenz hast Dir selbst Druck zu machen, dann lade das Wasser Element in Dein Leben ein und erlaube Dir weich zu sein, zu fliessen, zu spielen....Spaß zu haben....kreativ zu sein....auch mal aus der Reihe zu tanzen.. und alle Urteile über Board zu werfen.
Das Erstaunliche daran war, daß mein Körper darauf mit total schneller Regeneration antwortete und ich nach kurzer Zeit wieder mit voller Energie weitermachen konnte...
Ich durfte wieder erleben, wie es sich anfühlt, mich mit Präzision, mühelos im Rhythmus und zum Fluß der Musik , in Einheit mit den anderen Tänzerinnen zu bewegen....
Was diese Tanzform für mich so besonders macht ist, daß sie neben einer sehr besonderen Ästhetik, auch eine unglaublich sattvische, harmonische, hoch schwingende, spirituelle Energie erzeugt und so den yogischen Lebensstil und die Meditationspraxis unterstützt.
Die Technik des Tanzes basiert auf der stabilen, kraftvollen Erdung über Becken und Füße, die Zentrierung in Shushumna Nadi dem zentralen Energiekanal, der Verbindung über den Scheitel zum Himmel, und die dynamische Aktivierung aller Energiezentren....
Die Lebensenergie, Shakti, bahnt sich Ihren Weg durch die Energiekanäle und findet Ausdruck in der Verkörperung des Heiligen und Göttlichen im Tanz....
Nie wieder möchte ich diese Kunstform und die Schönheit, die sie in mein Leben bringt, missen. Nie wieder den Kontakt zu den Tänzerinnen, Schwestern auf dem selben Weg mit der selben Leidenschaft, verlieren...
Es fühlt sich an als wäre ich aus einem Dornröschenschlaf erwacht und hätte ein zweites Leben geschenkt bekommen.
Am letzten Morgen vor der Abreise, nach den letzten Tanzschritten, als sich dieser Körper verschwitzt und außer Atem auf dem Boden vor dem Altar zur Verbeugung niedersinken liess, flossen Tränen der überwältigenden Dankbarkeit.
Ich habe viel gelernt aus den letzten Jahren der körperlichen Probleme, der beruflichen Herausforderungen, der Isolation.... vor allem, die für mich richtigen Prioritäten zu setzen.
An erster Stelle steht meine spirituelle Verbundenheit, geistiger Frieden, körperliche Gesundheit, kreativer Ausdruck und emotionales und körperliches Genährt sein. Schönheit, Feinsinn und Kunst in alle Lebensbereiche zu bringen ist für mich kein Luxus sondern eine Notwendigkeit.
Ich habe ein Stück weit mehr gelernt Sorgen, Druck und Stress weniger Platz einzuräumen und statt dessen zu vertrauen, daß das Universum mich trägt und im rechten Moment gibt was gebraucht wird, wenn ich mich um das kümmere, was jetzt in diesem Moment von Nöten ist.
Hier ist ein Praxis Video aus meiner Zeit in Orissa/Indien. Einige kennen es vielleicht schon... vielleicht entsteht ja bald wieder ein Aktuelleres....
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