Es sind bereits 2 Monate vergangen seit ich in Griechenland angekommen bin und das kleine 200 Jahre alte Steinhaus in dem kleinen Dorf auf dem Hügel bezogen habe.
Das Leben ist reduziert und einfach. Um mich herum gibt es „nichts“, wie man so schön sagt. Also keine Cafe´s, Restaurants, Geschäfte....ja sogar die wenigen Nachbarn sind mittlerweile fast alle nach Athen in Ihre Winterdomizile abgereist. Die Einzigen, die noch hier sind, sind ein altes Ehepaar und eine alte Dame mit ihrem Hund. Wenn wir einander sehen „unterhalten“ wir uns sehr liebevoll und offenherzig....sie in Griechisch und ich in Englisch....einfach des Redens willen. Sie versteht nichts von dem was ich sage und ich verstehe nur „es ist kalt“, und „so viel Regen“ und ich glaube sie möchte mir auch sagen, daß sie Schmerzen in den Gelenken hat.
Und wenn ich von meiner stundenlangen täglichen Computerarbeit, die das Online „Business“ mit sich bringt, Pause brauche, dann gehe ich eine kleine Runde um mir die Beine zu vertreten. Ich habe Freundschaft geschlossen mit einer unglaublich dicken alten Hündin. Sie lebt ganz alleine im Garten eines Hauses. Die alte Dame, die im Sommer hier wohnt ist nun wohl auch in Athen. Die Hündin ist da geblieben und es kommt jemand der Ihr täglich Futter hinstellt, aber das war's. Sie freut sich unbändig, wenn ich auftauche, läßt sich durch den Zaun kraulen und springt hin und her wie ein Welpe der spielen will. Dann renne ich mit Ihr die ganze Länge des Zaunes entlang, auf und ab, und sie gibt trotz Ihres enormen Volumens richtig Gas. Die Bewegung tut uns beiden gut. Und es ist ohnehin niemand da, der zuschauen könnte.
Also ich finde dieses „Nichts“ das es hier gibt ziemlich großartig....
Übervolle Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbäume die niemand erntet,
atemberaubende Aussichten....das Meer, die grünen Hügel...die kleinen weit gestreuten Dörfer.
Ich habe Platz zu atmen. Der Geist hat Raum weite Kreise zu ziehen. Der Preis ist das Alleinsein. Und das Frieren.
Auf der ganzen Halbinsel, abgesehen von der einen kleinen „Stadt“, gibt es nur eine einzige Taverne, die auch außerhalb der Touristensaison geöffnet ist. Und das auch nur im reduzierten Take - Away Betrieb. Denn Nachbarn, Freunde und Familien zu spalten, und entsprechend Ihres Impfstatus reinzulassen oder abzuweisen, kommt nicht in Frage. Gemeinschaft ist hier alles.
Weil es für mich eine längere Fahrt in die „Stadt“ ist, und die trockenen Sonnentage auch nicht so häufig – meistens schüttet es in Strömen während die Windböen mit hoher Geschwindigkeit über das Land peitschen – komme ich nur einmal in der Woche in Geschäfte und unter Leute.
In meiner Küche finden sich Vorräte an verschiedenen glutenfreien Getreiden - Amaranth, Quinoa, Teff, Reis, Hirse – in Form von Flocken, Mehl und Pasta....und eine ebensolche Vielfalt an Linsen.... Gemüse gibt es teilweise noch im Garten....Tomaten, Auberginen, Paprika, Petersilie, Rosmarin.
Es wird jetzt immer kälter, was eine Herausforderung ist, besonders wenn die heftigen Gewitter und Unwetter zusätzlich noch den Regen durch die Türen und Fenster pressen und sich in den Zimmern Pfützen bilden. Richtig heizen kann man das Haus nicht.
Während ich das Allein-Sein nicht bewußt gesucht habe, und es mir in den vergangenen 2 Jahren seit Beginn der Restriktionen, immer wieder Probleme bereitet hat plötzlich so wenig menschlichen Austausch zu haben, bemerke ich, wie ich nun begonnen habe mich damit nicht nur anzufreunden, sondern es zu geniessen. Aus dem Gefühl der Isolation wird mehr und mehr das Gefühl des All-Eins Seins.
Denn ich bin hier nicht wirklich alleine... da ist so viel Leben! Die Nähe zur Natur gibt mir Frieden... das Heulen der Stürme, die Glocken der Schaf- und Ziegenherden, die krähenden Hähne, Sonne und Mond deren Bahn ich sehen kann... und sogar die gelegentlichen kleinen Erdbeben.
Das Leben und seine Urkraft und auch die Ungewissheit darin zu spüren, gibt mir mehr inneren Frieden, als mich in städtischem Umfeld, sicher vor jeglicher „Gefahr“, von der Natur abgeschnitten zu fühlen.
Die große Kunst besteht gewiss darin den selben Frieden, die selbe Weite des Geistes, die selbe Verbundenheit mit den natürlichen Zyklen zu fühlen egal wo man sich befindet.
Denn es gibt keinen Ort wo die Natur nicht ist... überall bahnt sie sich einen Weg, egal wie sehr wir sie zurückdrängen...Unser eigener Körper ist nichts als Natur. Doch können wir bei all dem Lärm von außen überhaupt noch auf ihn hören?
Ich kam mit dem Enthusiasmus und der Intention hierher ein Stück Land zu erwerben und einen Platz zu schaffen, wo wir praktizieren können, wo es leicht fällt sich an das Wesentliche zu erinnern. Wo die Präsenz der Elemente, Sonne und Mond, Wind, Regen, Meer und weiter Raum unsere Praxis informiert. Wo im Spiegel der Schönheit der Natur das Antlitz des Göttlichen, des Heiligen, des Ewigen in jedem Moment erkennbar ist.
Ein Ort wo die, die den Ruf verspüren, zusammenkommen und nicht nur tief in die Praxis eintauchen, sondern auch ein einfaches, alternatives Leben erproben können.
„Einfach“ heisst natürlich nicht unbedingt leicht, denn es bedeutet auch auf gewohnten Komfort zu verzichten.
Für mich ist die Notwendigkeit einer „Alternative“ jetzt spürbarer denn je.
Das Positive an all diesen wahnwitzigen aktuellen Entwicklungen ist, daß klar zu Tage treten kann, was wir wollen, und was nicht.
Wenn wir bis jetzt nicht wußten was wir eigentlich wollen, dann sind wir jetzt einen riesigen Schritt weiter indem wir wissen was es sicher nicht ist.
Es mag sich komisch anhören, doch ich bin dankbar für Schmerz, Angst und Sorge, daß sie mich so effektiv darauf hinweisen wo meine Sicherheit tatsächlich zu finden ist und wo nicht. Im Anhaften an den temporären Erscheinungen der Welt ist es offensichtlich nicht. Die Welt ist großartig.... doch solange wir nicht wissen was der Ursprung ist, wer wir selbst sind, und was bleibt, wenn alles Äußere geht, solange finden wir in der Welt weder Sicherheit, noch Freiheit, noch Erfüllung, egal wie sehr wir uns bemühen.
Die Motivation aus einem bösen Traum zu erwachen ist um einiges größer, als aus einem schönen Traum aufzuwachen. Lieber noch ein bißchen weiter träumen... solange es noch geht...
Dieses Erwachen ist die große Chance dieser Zeit.
Das ist das meist wenig geschätzte Geschenk der Göttin Dhumavati, der „Rauchmacherin“, eine der 10 tantrischen Weisheitsgöttinnen. Durch die unvermeidbare Erfahrung von Schmerz, Leid und Verlust, läßt sie uns erkennen, was flüchtig ist, und uns daher nicht befriedigen kann und lenkt unseren Blick weg von den zeitlich begrenzten Dingen, hin auf das Erkennen des inneren Lichtes. Hin zu der ewigen Realität jenseits der kleinen temporären Realität, die wir jetzt noch für die einzige halten.
Was zählt wirklich? Was will ich wirklich?
Es ist eine große Gnade, wenn die feurige Göttin Bhairavi, am Horizont unseres Bewußtseins beginnt aufzusteigen wie die Morgensonne nach einer langen dunklen Nacht....Sie bringt die absolute Klarheit in welche Richtung wir blicken wollen – nach Außen oder nach Innen? Und während im Außen vielleicht garnicht klar ist in welche Richtung es im nächsten Moment weitergeht, so ist die Ausrichtung und der Fokus im Inneren kristallklar... ich bin ewiges göttliches Bewußtsein, ich bin geliebt und geführt, ich lasse mich durch nichts mehr verunsichern oder ablenken. Diese volle Erkenntnis und Erfahrung ist alles was ich will.
Immer wieder sprechen wir so selbstverständlich von der tiefsten Sehnsucht, dem einen Wunsch, dem höchsten Ziel, dem Erwachen, dem Eins-Sein.... Was ist denn damit eigentlich gemeint?
Für den logischen Verstand sind diese Konzepte so schwer greifbar...
Es ist die Klarheit darüber, daß man bereit ist den Sprung ins Unbekannte zu wagen, der gleichzeitig ein Sprung in die sicheren Arme des Göttlichen ist. Das Ego fürchtet sich, denn es verliert seine Existenz, doch für die Seele öffnet sich die Türe des Käfigs und sie breitet ihre Schwingen aus....
“ You say you want to be free from the ties of this world.
But actually it can be seen that, like a kite that is held by a string, you are unable to remain without support or guidance of some sort. If you want to be liberated you must be like a bird that has broken its chain and, without a thought of food or shelter, fearlessly soars up into the sky.“
Es bedeutet sich nicht mehr auf das Urteil des Ego zu verlassen, welches doch immer von Sorgen, Ängsten, dem eigenen Vorteil und Berechnung motiviert ist, sondern vollstes Vertrauen in den „höheren Willen“ zu legen, zu wissen, daß alles was passiert genau so sein soll, auch, wenn wir das größere Bild nicht erkennen können. Daß vom größten Ereignis bis hin zum winzigsten Detail alles universellen Gesetzen folgt, und schlußendlich zu unserem Wohle und zum Wohle des Ganzen geschieht. Daß das Universum kein feindlicher Ort ist, sondern unser zu Hause und, daß alle Wege uns dorthin zurück führen. Egal ob man die langen oder die kurzen Wege nimmt.
Indem wir bereit sind uns hinzugeben, aufhören anzukämpfen oder uns krampfhaft festzuhalten, fällt eine große Last von uns ab und wir finden Leichtigkeit, Freiheit und Freude.
Wenn wir mit dem Leben fließen, dann weichen sich die engen Begrenzungen unserer „Persönlichkeit“ auf und wir nehmen uns als Eins mit Allem wahr.
Das Bewußtsein wird eins mit dem Strom des Lebens. Der physische Körper geht irgendwann, doch der Strom des Lebens und des Bewußtseins bleibt...
Natürlich ist es leichter gesagt als getan und wir gehen durch viele, viele Zyklen, viele, viele Leben, bevor diese Klarheit unverrückbar zu Tage tritt. Schritt für Schritt sind wir alle auf dem Weg dorthin.
Und so bleibt auch mir gerade nichts anderes übrig als vertrauensvoll den nächsten Schritt abzuwarten. Auf Grund der aktuellen Entwicklungen in Österreich, Griechenland und so vielen anderen Ländern, hat sich mein Enthusiasmus was den Grundstückskauf an diesem Ort betrifft etwas gelegt. Zum richtigen Zeitpunkt wird das richtige geschehen. Was vor uns liegt ist noch unbekannt.
Doch in diesem Moment blicke ich voller Dankbarkeit zurück auf das Jahr 2021.
In den beiden 5-monatigen Workshop-Reihen, mit den 5 Elementen und den Weisheitsgöttinnen,
konnten wir gemeinsam so tief eintauchen. Ich bin voller Ehrfurcht vor den TeilnehmerInnen, die mit so viel Freude und Hingabe die Praxis in Ihrem Leben zur Anwendung gebracht und so tiefgreifende positive Veränderungen erlebt haben.
Obwohl wir uns nun schon so lange nicht persönlich treffen konnten, hat sich durch die Möglichkeit der Online Arbeit eine wunderschöne Gemeinschaft gebildet. Auch, wenn wir alle an unterschiedlichen Orten und Ländern sind und dort unser Leben meistern, so sind wir über die gemeinsame Praxis und den gegenseitigen Austausch doch immer verbunden.
Auch haben wir in diesem Jahr erstmals den Online-Unterricht mit Gurusharanji in Indien realisiert!Die Satsangs an den Sonntag Morgenden, sind zu so einer großen Bereicherung und Quelle der Inspiration für Viele geworden! Wie wertvoll diese Verbundenheit in diesen Zeiten ist.
Wissend, daß nichts in unseren Händen liegt, es aber an uns ist nichtsdestotrotz unser Bestes zu tun, gibt es schöne Pläne für das neue Jahr.
Nach einer 3 wöchigen Pause beginnen wir Mitte Jänner wieder mit der wöchentlichen Hatha Yoga Stunde und einem neuen Zyklus der Sonntag Morgen Satsangs mit Gurusharanji.
Außerdem finden die 2 großen Workshop-Reihen, die der 5 Elemente, und die der Mahavidyas als 5-6 wöchige Intensiv Programme statt!
Nicht nur um in diesen intensiven Zeiten intensiv zu praktizieren, sondern auch um den Boden zu bereiten für eine ganz spezielle Praxis, die mir sehr am Herzen liegt. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, doch es geht um den Mond, seine Phasen und die entsprechenden Göttinnen, denn jeder Tag birgt eine eigene wertvolle Wachstumschance, Zyklus für Zyklus.
So gerne würde ich ein Frühlings-Retreat hier in Griechenland planen. Doch auch hier werden die Restriktionen immer heftiger und das macht es sehr schwer. Eine Veranstaltungen anzubieten, wo nur die Hälfe unserer Schüler und Freunde kommen dürfen, und die anderen ausgeschlossen werden müssen, ist nicht in unserem Sinne. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben....
Falls Du prinzipiell interessiert wärst an einem Retreat Mitte Mai schreib mir bitte eine kurze Nachricht.
Ich wünsche Dir ein besinnliches, freudiges Fest der Liebe in Wertschätzung all dessen was uns geschenkt ist, und einen guten Übergang ins neue Jahr voller Klarheit, Zuversicht und innerer Ausrichtung.
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